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Was ist ein Kurzdistanzprojektor? Projektionsverhältnis erklärt!

Ein Kurzdistanzprojektor wird normalerweise sehr nahe am Bildschirm aufgestellt oder montiert – im Allgemeinen zwischen einem und zweieinhalb Metern. Ein Kurzdistanzprojektor hat ein Projektionsverhältnis zwischen 0,4 und 1. Das Projektionsverhältnis wird ermittelt indem der Abstand des Projektors zur Leinwand durch die maximal projizierte Breite des Bildes geteilt wird.

Früher waren Kurzdistanzprojektoren sehr teuer und selten, aber glücklicherweise hat sich die Projektortechnologie im Laufe der Zeit erheblich verbessert, was – gut für uns – auch zu einem Preisverfall geführt hat. Hier ein Beispiel für einen Ultrakurzdistanz-Beamer (Amazon). Oft sind sie kaum mal mehr als 10-15% teurer als ein normaler Projektor. Ein großer Teil der Kundschaft für Kurzdistanzprojektoren sind Schulen und andere Bildungseinrichtungen. Da die Projektoren viel näher an der Projektionsfläche positioniert werden können, können Lehrer vor der Klasse stehen, ohne Schatten auf die Projektionsfläche zu werfen. Außerdem spart man Geld für Kabel und die Installation ist günstiger, da einfacher. Es gibt jedoch definitiv auch einen Endverbrauchermarkt für Kurzdistanzprojektoren, und die Nachfrage wird weiter steigen, je weiter sich die Technologie verbessert, zumal auch die Kosten für High-End-Geräte im Laufe der Zeit weiter sinken werden.

Wie funktioniert ein Kurzdistanzprojektor?

Ein Kurzdistanzprojektor ist in der Lage ein großes Bild auf eine vergleichsweise kurze Distanz zu erzeugen, indem er ein hochwertiges Objektiv und/oder einen Chipsatz zur Geometriekorrektur verwendet bevor das Bild durch die Optik projiziert. Beides erklärt den höheren Preis zu einem normalen Projektor. Ein hochwertiges Objektiv kann das Bild zwar sehr klar darstellen, allerdings sind die Möglichkeiten zu zoomen oder Einstellungen zu verändern beschränkt bis nicht vorhanden. Darum muss man bei der Positionierung und Montage des Geräts genau arbeiten. Die Geometriekorrektur ist recht kompliziert und auch noch nicht voll ausgereift. Man kann sich das wie eine Art digitalen Echtzeitfilter vorstellen der auf das Videosignal angewendet wird das in den Projektor rein geht, und den Datenstrom praktisch ohne Verzögerung auf die Projektionsfläche wirft.

Hauptunterschied zwischen Kurzdistanz- und Normaldistanzprojektor

Ohne allzu tief in technische Details einzusteigen, kann man sagen, dass ein Kurzdistanzprojektor im Vergleich zu einem Normaldistanzprojektor viel näher am Bildschirm positioniert sein kann. Abhängig vom Projektionsverhältnis kann ein Kurzdistanzprojektor ein 100-Zoll-Bild in einer Entfernung von 1,50 Meter von der Projektionsfläche erzeugen, während ein Normal- beziehungsweise Weitwinkelprojektor im Schnitt drei bis 5 Meter von der Leinwand entfernt aufgestellt werden muss, um ein Bild gleicher Größe zu erzeugen. Das Projektionsverhältnis bestimmt, ob ein Projektor einen kurzen, normalen oder langen Abstand zur Projektionsfläche hat.

Vorteile eines Kurzdistanzprojektors

Hier sind einige Gründe, warum ein Kurzdistanzprojektor nützlicher ist als ein Normaldistanzprojektor:

  • Benötigt kürzere Kabel
  • Verringerte Wahrscheinlichkeit des Schattenwurfs bei näherer Positionierung zur Projektionsfläche
  • Weniger Hitze- und Schallentwicklung durch den Projektor

Kürzere Kabel

Befindet sich ein Projektor ganz hinten im Raum, beispielsweise 5 Meter vom Bildschirm entfernt, dann braucht man im schlimmsten Fall ein HDMI-Kabel von 6-7 Meter länge um den Projektor mit dem AV-Receiver zu verbinden. Gleiches gilt für das Stromkabel. Vorausgesetzt, der Receiver befindet sich unterhalb der Projektionsfläche. Einfaches Beispiel: der Beamer hängt über dem Sofa, und das Home-Entertainmentsystem steht an der gegenüber liegenden Wand unter Leinwand. Je nachdem, wie das Kabel nun tatsächlich verlegt werden kann oder soll, muss es möglicherweise sogar noch länger sein. Wenn der Projektor hingeben nur ein bis zwei Meter entfernt ist, sind die benötigten Kabelmengen dadurch logischerweise auch kürzer! Dies spart viel Zeit und Nerven beim initialen verlegen, aber auch später bei der Fehlersuche. HDMI-Kabel, 7,5 m (Amazon).

Positionierung und Schatten

Normale Projektoren die in der Nähe der Rückseite des Raums positioniert sind erlauben viel mehr Spielraum im Hinblick auf die Platzierung der Projektionsfläche. Mit einem Kurzdistanzprojektor ist viel weniger Raum für Fehler vorhanden und man muss bei der Montage sehr genau messen. Bei einem normalen Projektor, der sich in der Nähe der dem Projektor gegenüberliegenden Wand befindet, ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass immer dann ein großer Schatten auf die Leinwand geworfen wird, wenn jemand vor den Sitzbereich tritt. Das kann mit der Zeit ziemlich nervig werden – man stelle sich vor: das große Spiel, die letzten Minuten, Spannung … und dann … muss jemand aufs Klo und läuft durchs Bild. Nein, Schatten machen keinen Spaß.

Wärme- und Schallentwicklung

Einige Leute wissen das vielleicht nicht, aber Projektoren werden nach längerem Gebrauch extrem heiß. Sie erzeugen wirklich eine beträchtliche Menge an Wärme. Einen normalen Projektor platziert man eventuell nah am Sitzbereich, d.h. direkt über dir, hinter dir oder neben dir, was bedeutet, früher oder später spürt man die Hitze. Dazu kommt, dass die meisten Projektoren über einen oder mehrere internen Lüfter verfügen, um sie k

ühl zu halten. Der beziehungsweise die Lüfter drehen sich schneller, je heißer der Projektor wird und werden damit auch lauter je schneller sie sich drehen. Und das ganz ganz schön laut werden – unangenehm laut. Ist der Projektor jedoch 2 bis 3 Meter vor den Zuschauern platziert, dann ist es viel weniger wahrscheinlich, dass man die Hitze spürt und das Lüftergeräusch massiv stört. Außerdem wird der Zuschauer von vorne durch die Frontlautsprecher beschallt, sodass die Chance den Lüfter negativ wahr zu nehmen quasi nicht existent ist. Ist der Projektor dennoch zu laut kann man jederzeit eine Kühl- und Schallschutzbox dafür bauen. Mehr dazu an anderer Stelle!

Berechnung des Projektionsverhältnisses und der Positionierung des Projektors

Wie bereits erwähnt, wird das Projektionsverhältnis anhand des Abstands des Projektors zur Leinwand und deren Breite berechnet. Um das Projektionsverhältnis zu ermitteln, teilen man einfach den Abstand des Projektors zur Leinwand durch die Breite der Leinwand. Wahrscheinlich ist es aber nicht nötig, dass man es selbst berechnen muss, da die meisten Hersteller es in schon einem Quasi-Standard-Format anbieten. Hier sind einige Berechnungen, zur besseren Vorstellung:

  • Der Projektor befindet sich 5 Meter von der Leinwand entfernt und füllt eine 3 Meter breite Leinwand aus. Das Projektionsverhältnis beträgt dann 5/3=1,666:1 oder 1,666
  • Der Projektor befindet sich 3 Meter von der Leinwand entfernt und füllt eine 3 Meter breite Leinwand aus. Das Projektionsverhältnis beträgt dann 3/3=1:1 oder 1,0
  • Der Projektor befindet sich 1,5 Meter von der Leinwand entfernt und füllt eine 2,75 Meter breite Leinwand aus. Das Projektionsverhältnis beträgt dann 1,5/2,75=0,54:1 oder 0,54. Hier sind wir im Bereich der Kurzdistanzprojektoren.
  • Der Projektor befindet sich 1 Meter von der Leinwand entfernt und füllt eine 2,75 Meter breite Leinwand aus. Das Projektionsverhältnis beträgt dann 1/2,5=0,4:1 oder 0,36. Hier sind wir im Bereich der Ultrakurzdistanzprojektoren da das Projektionsverhältnis unter 0,4 liegt.

Wie weit sollte der Projektor von der Leinwand entfernt sein?

Sobald ihr einen Projektor habt und das Projektionsverhältnis kennt ist es sehr einfach den Abstand zwischen Projektor und Leinwand zu berechnen. Um den Abstand des Projektors zur Projektionsfläche zu ermitteln, einfach das Projektionsverhältnis mit der Breite der Projektionsfläche multiplizieren. Ihr solltet auch wissen, dass einige Projektoren sich nur in einem bestimmten Bereich bewegen (beispielsweise 0,69 – 0,83). Um das zu berechnen geht ihr wie folgt vor:

  • Beispiel metrisch: Projektionsverhältnis von 0,58: 0,58 x Leinwandbreite von 3 m = 1,74 m. Der Projektor muss also 1,74 m von der Leinwand entfernt montiert werden.
  • Beispiel Zoll: Projektionsverhältnis 0,85: 0,85 x Leinwandbreite von 95 Zoll x 2,54 = 2,05 m. Der Projektor muss also 2,05 m von der Leinwand entfernt montiert werden.

Wenn ihr nun aber nur eine Bereichsangabe für das Projektionsverhältnis habt, müsst ihr die Berechnungen sowohl für das kleinste als auch für das größte Verhältnis durchführen. Der Projektor kann dann innerhalb des berechneten Bereichs positioniert und mit dem eingebauten Objektiv / Zoom eingestellt werden.

Beispiel: Projektionsverhältnis von 0,69 – 0,83 und Bildschirmbreite von 90 Zoll.

  • 0,69 x 90 Zoll x 2,54 = ~1,58 m Mindestabstand zur Leinwand.
  • 0,83 x 90 Zoll x 2,54 = ~1,90 m Maximalabstand zur Leinwand.

Hinweis: bei cm-Angaben darf mit 2,54 multipliziert werden.

Die meisten Herstellernempfehlen die Ergebnisse um 5% aufzurunden. Dazu das Ergebnis einfach den nächstgelegenen Punkt mit 1,05 und den am weitesten entfernten Punkt mit 0,95 multiplizieren. Dies ergibt dann einen empfohlenen Bereich von 1,5 m bis 2 m. Der Projektor darf als nicht näher als 1,5 m und nicht weiter als 2 m von der Leinwand entfernt sein.

Welche Bildgröße kann mein Projektor erzeugen?

Zu guter Letzt könnt ihr noch die maximale Bildbreite anhand des Projektionsverhältnisses berechnen. Angenommen, ihr habt den Projektor bereits montiert oder den Projektor bereits gekauft und kennt das Projektionsverhältnis, möchtet aber wissen was Maximalbreite des Bildes betragen wird. Um die Maximalbreite des Bildes zu berechnen, nimmt man den Abstand zur Projektionsfläche und teilt ihn durch das Projektionsverhältnis.

Fazit

Insgesamt glaube ich, dass die immer größer werdende Preisliche Attraktivität von Kurzdistanzprojektoren die Meinung zahlreicher Menschen über den Kauf eines Projektors verändern werden. Man braucht keinen super großen Raum, da der Abstand zur Leinwand kurz gehalten werden kann. Somit kann dies in fast jedem Raum eines Hauses erfolgen. Wer einen Projektor und eine Leinwand in seinem Wohnzimmer installieren will sollte meinen Artikel dazu lesen. Ein Kurzdistanzprojektor hat definitiv seine Vorzüge, das macht ihn dennoch nicht zum besten aller Projektortypen. Wer einen Raum zur Verfügung hat der die Verwendung eines normalen Projektors zulässt, sollte dies tun! In bestimmten Situationen funktioniert der möglicherweise sogar besser. Letztlich sind der Raum und dessen Aufteilung die entscheidenden Kriterien!

Wer mehr über Heimkinos und die verwendeten Technologien erfahren möchte, sollte sich auch mal diesen Artikel anschauen.

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